Erpho Bell

Erpho Bell schreibt Theaterstücke und Kinderbücher, inszeniert Theaterprojekte, konzipiert und leitet künstlerische Konzepte im öffentlichen Raum oder mit gesellschaftlichen Themen, unterrichtet Seminare und Workshops.

Erpho Bell studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie in Bochum, Münster und Osnabrück. Von 1990 bis 1995 war er Gründungsmitglied der münsteraner Kleinkunstgruppe „Die Kinder der Nacht“. Während des Studiums arbeitete er in unterschiedlichen Funktionen an den Städtischen Bühnen Münster; enge Zusammenarbeit mit den Dramaturgen Karl Heinrich-Hucke und Rainer Wahl. Gleichzeitig war er an der Universitäts- und Landesbibliothek Münster beschäftigt und arbeitete bei zwei Literaturausstellungen mit bevor er 1999 die Ausstellung und das Rahmenprogramm zum Jubiläumsjahr von Anton Matthias Sprickmann konzipierte und leitete.

2000 erhielt er den Amalie Fürstin von Gallitzin Preis für Literaturwissenschaft. Im gleichen Jahr wechselte er als Schauspieldramaturg ans Stadttheater Bremerhaven. Er war von 2003 bis 2010 als Leitender Dramaturg am Schlosstheater Moers (Intendant: Ulrich Greb) engagiert. Während dieser Zeit war er an der Konzeption und Umsetzung der Kampagne „Erinnern-Vergessen: Kunststücke Demenz“ maßgeblich beteiligt. In Bremerhaven realisieret er in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro Lehe und dem Kulturladen Wulsdorf seit 2005 verschiedene freie Projekte, beispielsweise „Grenzland“ in der Kulturlandschaft Pipinsburg (2005) sowie „Trines Mörder“ (2007 & 2009) und „Der blaue Matrose mit der tätowierten Rose“ (2012), beide Projekte sind historisch-komische Krimis in und für den Bremerhavener Stadtteil Lehe. Von 2011 bis 2019 war er künstlerischer Leiter des „Leher Kultursommers“​​​​​​​, der in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro Lehe und der ESG - Eigentümerstandortgemeinschaft veranstaltet wurde. Für den „Leher Kultursommer“ schrieb und inszenierte er die Stücke „Alles gelogen!“ (2011), „Mit Terry Thun durch das Nachtleben der guten alten Zeit“ (2013), „Auf zur Grünen Bude" (2017) und "Sie waren hier!" (2018). In Bremerhaven arbeitet er weiterhin an verschiedenen Konzepten zur Verbindung von künstlerischen Mitteln mit dem sozialen Raum Stadt sowie zur interkulturellen und integrativen Verbindung von Menschen mit künstlerischen Mitteln.

Innerhalb seiner Theaterarbeit spielen Projekte mit Jugendlichen eine zentrale Rolle. 2007 veröffentlichte er sein Kinderbuch "Auf dem Dach / On the Roof" in Zusammenarbeit mit dem Moerser Künstler Hans-Werner Faßbender. 2009 entstand seine 2-Personen-Fassung des Grimmschen Märchens "Vom Fischer und seiner Frau" für das Schlosstheater Moers. 2011 und 2012 erarbeitete er mit dem Komponisten Stephan Froleyks an einer Kinderoper seines Kinderbuchs "Auf dem Dach" – Uraufführung am 5. Juni 2012 in Rheinberg. 
Seit 2016 ist er Ensemblemitglied des Treibkraft.Theater Hamm schrieb seit 2016 die Stücke „Muskelmann – Theater im Fitnessstudio“, „Bin ich rechts? – Ein theatraler Politomat“, „(m – w – d) – männlich-weiblich-divers. Theatrale Auseinandersetzung mit Geschlechterdifferenzen und –diskriminierung“, „Verinnerung – Ein Stück über Erinnern und Vergessen im Leben“, „Nutz mich – jetzt erst recht!“ und „mehr mehr mehr“. Die Produktion „Bin ich rechts?“ war 2018 zum Kinder- und Jugendtheaterfestival Westwind eingeladen und wurde 2019 am Schlosstheater Moers mit dem Theaterpreis „Goldener Pinguin“ ausgezeichnet.

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit sind Theaterprojekte mit und für Menschen mit Demenz sowie die damit verbundene wichtige gesellschaftliche Auseinandersetzung zum Zusammenleben mit Demenz. Auftakt dieser Arbeit war die Kampagne „Erinnern-Vergessen: Kunststücke Demenz“ am Schlosstheater Moers, bei der er das Rahmenprogramm kuratierte. Unter seiner künstlerischen Leitung wurde 2014 in Bremerhaven die künstlerische Kampagne „Demenz und wir – zusammen leben in Bremerhaven“ realisiert – ein wesentlicher Teil des Konzeptes war sein Theaterprojekt „Über Schiffe gehen – Ein Theaterprojekt mit Menschen mit Demenz“ im TiF – Theater im Fischereihafen. 2016 gründete er zusammen mit Michael Ganß das Ensemble „Freudige Füße – Kunstprojekte für Demenschen“. Als künstlerischer Leiter des Ensembles „Freudige Füße“ inszeniert er seit 2016 Projekte mit und für Menschen mit demenzieller Veränderungen. Im Münsterland lief 2018 und 2019 das Projekt „Demenz-Theater-Sprechstunde“ in den Städten Bocholt, Havixbeck, Metelen und Warendorf. Im April 2019 erlebte sein Stück „Füreinander-Zueinander-ICH. Über Liebe und Demenz“ seine Uraufführung an der Studiobühne in Münster. Das Stückprojekt „Unterwegs weg – Alter, Reisen und Demenz“ konnte 2020 nur als Theatertext realisiert werden. 2021 wurde das „Missing you and you and you and… Leben und Altern in Corona Zeiten” im Theater in der Meerwiese uraufgeführt. Im Jahr 2022 ist das Projekt „Let's do futur – wir gestalten Zukunft“ in Vorbereitung, die Uraufführung wird Ende August im Theater in der Meerwiese stattfinden.

Ab dem Sommersemester 2015 hat er einen Lehrauftrag an der Fakultät Gesundheitswesen der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaft in Wolfsburg. Zum Wintersemester 2021/2022 ist er dort als Lehrkraft für besondere Aufgaben vor allem in den Studiengängen „Berufspädagogik und Management in der Pflege“ sowie „Berufspädagogik und Management im Rettungsdienst“ tätig.

Er unterrichtet seit 2000 regelmäßig für den Malteser Hilfsdienst und entwickelt dabei auch neue Schulungskonzepte, unter anderem das Curriculum für die Erste Hilfe Ausbildung (2014).